Brigitte Neumaier im Interview
„Kaiserin Elisabeth – ein Leben in Gold und Silber“ heuer im Aichacher Schloss Unterwittelsbach

Brigitte Neumaier führt das myheimat-Team durch die Sonderausstellung | Foto: Anna Pichlmaier
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Im Sisi-Schloss Unterwittelsbach lässt sich seit Ende April funkelnder Gold- und Silberglanz bestaunen. „Kaiserin Elisabeth – ein Leben in Gold und Silber“ heißt die diesjährige Sonderausstellung, die noch bis zum 29. Oktober besichtigt werden kann. Was die Besuchenden erwartet? Zahlreiche Exponate der Gold- und Silberschmiedekunst aus dem 17. bis 19. Jahrhundert: edelsteinbesetzter Schmuck, imposante Uhren, Reisebesteck und Kelche, Monstranzen und Reliquiare. Alles befand sich im Besitz der Kaiserin und ihres Gatten, Kaiser Franz Joseph von Österreich. Viele Stücke wurden in Augsburg gefertigt.

Ein Highlight ist die Nachbildung des berühmten Sternenkleids, welches Elisabeth auf ihrem wohl populärsten Porträt trägt. Denn auch bei der Kleiderwahl bevorzugte sie in ihren jungen Jahren die Farbkombinationen Weiß mit Silber und Weiß mit Gold. Trotz ihres ausschweifenden Modegeschmacks hielt sich „Sisi“ bei ihrer Schmuckwahl bedeckt. Sie legte Ketten und Ringe nur zu offiziellen Terminen um. Die Monarchin sah ihren Besitz lediglich als Wertanlage, wie uns Brigitte Neumaier, Kastellanin im Schloss Unterwittelsbach und Organisatorin der Ausstellung, verrät. Und noch mehr Überraschendes erfahren wir: Dass nicht alles Gold, was glänzt, ausschließlich positive Seiten hat…

Interview mit Ausstellungs-Organisatorin Brigitte Neumaier

Hallo, Frau Neumaier. „Elisabeth in Gold und Silber – Was bedeutet das?

„Elisabeth hat sich mit Prunk umgeben. Sie hat sich eingeheiratet in das Habsburger Haus und das war für sie eigentlich ein goldener Käfig. Prunk und Protz ohne Ende, Gold und Silber - aber sie hat da überhaupt keinen Wert draufgelegt, weder auf Gold noch Silber oder Schmuck. Aber im Endeffekt dann doch, denn sie wusste, sie ist Kaiserin, und diesen Prunk braucht man dann doch. Aber das war ihr alles zu viel.“

Wie kam die Idee zur Sonderausstellung, wenn Prunk gar nicht Sisis Sache war?

„Meine Affinität ist Gold und Silber (lacht). Ich habe alles in Gold. Deswegen habe ich mir gedacht, muss ich das mal machen. Was die Monarchen auch für Sammler waren! Die haben ja auch ein Privatleben gehabt, nicht nur Kriege und Verhandlungen geführt. Denn wie komme ich überhaupt zu diesem ganzen Prunk und Reichtum? Das geht über Jahrhunderte und wird aufbewahrt in Schatzkammern. Und es kam immer wieder etwas hinzu.“

Spannend! Und woher stammen die Exponate der Sonderausstellung?

„Die sind von Privatleihgebern und aus Klöstern in Österreich.“

Wie erfolgte die Vorbereitung?

„Zunächst ist im Kopf: Was mache ich? Dann überlege ich, was ich bekomme und wie man die Exponate herbringt. Augsburg, das so nah bei uns liegt, ist ja DIE Goldschmiedestadt schlechthin gewesen. Viele Kirchen haben sehr schöne Augsburger Stücke, da muss man dann schauen, woher man die kriegt. Dann ging es bei der Planung ein bisschen auf Elisabeths Alltag über. Eigentlich kann man Alltag nicht sagen, denn so eine Kaiserin hat keinen Alltag. Und der Prunk, den sie nicht wollte, der sie aber doch umgeben hat, war auf ihren Reisen dabei. Denn man musste ja zeigen, was man hat. Zum Schluss habe ich mich um den Schmuck gekümmert. Elisabeth hat keinen Wert auf Schmuck gelegt, nur wenn sie in das offizielle Geschirr musste. Aber der Schmuck war da. Doch er hatte einen anderen Stellenwert bei ihr, nämlich dass man ihn zu Geld machen konnte, falls etwas passiert.“

Obwohl Sisi auf Schmuck keinen Wert legte, ist sie für ihre Mode bekannt und gilt als Stilikone…

„Ja, genau, sie hat die Mode damals bestimmt mit ihren Kleidern. Sie hatte den Modeschöpfer Frederick Worth, der war Engländer und in der Modestadt Paris tätig. Elisabeth hat damals Wünsche und Entwürfe bei Worth bestellt. Als dann die ersten Aufträge von der Kaiserin kamen, brauchte er sich über sein weiteres Leben keine Gedanken mehr zu machen, weil er dann gut im Geschäft war. Elisabeth hat auch das Sternenkleid bei ihm arbeiten lassen. Worth hat die Haute Couture erfunden.“

Der Mythos Sisi


Wie ist es zu der Faszination um Sisi gekommen?

„Die Faszination entstand wahrscheinlich durch die Romy Schneider-Filme. Wenn die nicht gewesen wären, dann wäre sie irgendeine Kaiserin gewesen, die erstochen wurde.“

Und zu Lebzeiten?

„Zu Lebzeiten hat sie gar keinen Stellenwert gehabt. Nicht in Österreich und auch nicht in Deutschland, sie war ja nie da. Wenn man ihre Reisen betrachtet, hat sie sich ja zu 70 Prozent in der Donau-Monarchie bewegt. Bevor sie auf Reisen gegangen ist, hat sie sich sehr gut vorbereitet. Sie hat auch immer Geld bei Franz-Joseph rausgepresst, weil sie bei ihren Reisen an Psychiatrien, Krankenhäuser und Kinderkliniken gespendet hat. Aber das hat sie im Hintergrund gemacht. Sie wollte keine große Aufmerksamkeit, denn sie wollte nie als Kaiserin reisen. Sie hat gesagt: ‚Als Kaiserin zeigt man mir nur das Schöne, aber was ist dahinter? Zum Schluss verhungern die dahinter und ich kriege das gar nicht mit.‘“

Frau Neumaier, wie haben Sie ihre Leidenschaft für Sisi und die Wittelsbacher entdeckt?

„Die Wittelsbacher bedeuten mir sehr viel. Bayern hat der Familie viel zu verdanken. Wir, in diesen 738 Jahren, können nichts gegen diese Familie sagen. Weil Bayern immer sehr gut dagestanden ist, auch sozial. Gut, im Mittelalter war das natürlich anders, da waren das auch Raubritter. Weil sonst kam man ja zu nichts. Aber mit der Familie sind wir nie schlecht gefahren, da gab es ganz andere Herrschaftshäuser, holleri!
Mit König Ludwig habe ich lesen gelernt. Ich war vier Jahre alt, als ich mit meinen Eltern in Linderhof war. Ich dachte: ‚Wahnsinn! Und der arme Mann, bei dem man gar nicht weiß, wie er ums Leben gekommen ist.‘ Meine Oma hat mir dann Bildbände geschenkt. Der Kreis wurde immer größer. Jetzt habe ich ungefähr 2.000 Bücher daheim, wovon 80 Prozent über die Wittelsbacher sind.“

Wie kam es dazu, dass sie Kastellanin des Schlosses wurden?

„Das war eigentlich reiner Zufall. Die Stadt Aichach hatte dieses Schloss gekauft und dann habe ich mich beworben. Das hat alles so sein müssen. Ich habe es mir dann mit dem Bürgermeister und der Verwaltung zur Lebensaufgabe gemacht, aus diesem Haus etwas zu machen. Sodass man zumindest in Süddeutschland und Österreich Unterwittelsbach kennt.“

Das ist Ihnen gelungen. Was sind die Pläne für die Zukunft?

„Für die Ausstellung nächstes Jahr wird schon geplant. Aber da darf ich noch nichts verraten.“

Wir sind gespannt! Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Neumaier.

Öffnungszeiten

Von Dienstag bis Freitag ist die Sonderausstellung „Elisabeth – ein Leben in Gold und Silber“ von 10 bis 17 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Unser Geheimtipp: Erfahren Sie Sisis Geschichten hautnah! Jeden ersten Samstag im Monat bietet die Kastellanin eine kostenlose Führung an.
Ein Behind-the-Scenes-Video finden Sie auf unserem Instagram-Kanal: @myheimat_stadtmagazine

myheimat-Team:

Madlen Ellmenreich aus Augsburg

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