Andreas Neukirchner war mit freiwilligen Helfern erneut im Ahrtal um den Hochwasseropfern zu helfen

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Bad Sachsa. In aller Frühe sind am Freitag, den 13. August, erneut Andreas Neukirchner mit 12 Helfern und einem großen Maschinenpark gestartet, um im 395 Kilometer entfernten Hochwasser-Katastrophengebiet an der Ahr ehrenamtlich zu helfen. Bei diesem zweiten Hilfseinsatz waren auch wieder acht seiner Mitarbeiter sowie fünf freiwillige Helfer aus Bad Sachsa, Bad Lauterberg und Osterode mit dabei. Sie opferten für die Hilfe am Nächsten nicht nur ihr freies Wochenende sondern zusätzlich noch einen Urlaubstag.

Um effektive Hilfe zu leisten, Kanäle zu spülen, Keller leer zu pumpen, Schutt zu verladen und abtransportieren oder Schlamm abzusaugen, hatte Andreas Neukirchner, der von seinem ersten Hilfseinsatz genau wusste, was gebraucht wird, einen großen Teil seiner modernen Fahrzeugflotte und Gerätschaften mit auf die Tour genommen. So rollten ein Saugbagger, ein Saug- und Spülfahrzeug mit Wasserrückgewinnung, ein Abrollkipper, ein Rohreiniger, ein Radlader, eine Transporter-Pritsche sowie eine Kehrmaschine mit zum Einsatz ins Katastrophengebiet.

Dort in Ahrweiler-Bad Neuenahr, so Andreas Neukirchner, wartete viel Arbeit auf das Team und gemeinsam mit anderen freiwilligen Helfern aus dem ganzen Land wurde das Wochenende hindurch fast ohne Pause bis zum Einbruch der Dunkelheit gearbeitet. Speziell kamen dabei die Harzer zum Reinigen von zahlreichen Kellern und Tiefgaragen zum Einsatz, aus denen tonnenweise Schlamm abgesaugt wurde. Allein aus vier Tiefgaragen wurden so über 200 Tonnen Schlamm herausgeholt und zu speziell eingerichteten Lagerplätzen gefahren. Parallel dazu transportierte der Lkw mit Abrollkipper mehr als 100 Tonnen Schutt ab.

Egal was anlag, es wurde alles erledigt, so pumpte man schnell auch mal die provisorisch für die Anwohner aufgestellten Dixi-Toiletten leer, oder die Kehrmaschine war pausenlos den ganzen Tag über in der besonders schwer getroffenen Ortschaft Dernau im Einsatz, um ständig die von Lastkraftwagen verunreinigte Durchgangstraße zu reinigen. Ansonsten wäre der Dreck von den Reifen der Hilfsfahrzeuge schnell getrocknet und hätte für eine unerträgliche Staubentwicklung durch ständigen Wind gesorgt.

Alle Einsätze der ehrenamtlichen Helfer wurden von Privatpersonen und dort tätigen Unternehmern organisiert, verteilt und koordiniert. So arbeiten die Harzer ua. mit einem Garten-und Landschaftsbauer aus Rosdorf zusammen, der ebenfalls mit einer Mannschaft und seinen Maschinen dort ehrenamtlich mitwirkte. Gerade die Hilfsbereitschaft für die Privatpersonen wurde überall mit großem Dank entgegengenommen und sämtliche Helfer wurden dafür ständig mit Getränken und Verpflegung versorgt. Super organisiert, so die Freiwilligen, waren neben der Verpflegung auch die Übernachtungsmöglichkeiten auf Feldbetten in einer Turnhalle mit Duschmöglichkeit, usw.

Auch wenn das Leid der Bevölkerung riesengroß ist, so war die Atmosphäre gegenüber den freiwilligen Helfern überaus freundlich und dankbar – allerdings ist man stocksauer auf die Politik, die hier offensichtlich völlig versagt hat. Sicherlich verständlich, gibt es doch derzeit keinen Plan, was passiert in den Orten Schuld und Dernau, wo gleich Dutzende von Häusern komplett zerstört und weggeschwemmt sind, oder wie tausende von schwer beschädigten Gebäuden im Ahrtal repariert werden sollen, wo die gesamte öffentliche Infrastruktur mit Strom, Wasser, Gas, Kanal, usw. komplett zerstört ist. Und dies wenige Wochen vor der kühleren Jahreszeit. Auch erfuhren die Helfern aus dem Südharz bei Gesprächen mit der Bevölkerung, dass zum Einem noch zahlreiche Anwohner vermisst werden, zum Anderen die Suizidrate von verzweifelten Betroffenen enorm angestiegen ist.

Glücklicherweise, so Andreas Neukirchner, haben sich unzählige klein-und mittelständische Unternehmer aus ganz Deutschland gefunden, die mit Bussen freiwillige Hilfskräfte sowie Maschinen und Gerätschaften ins Ahrtal gebracht haben. Teilweise haben Unternehmer extra für den Einsatz Maschinen angemietet, um in der Not helfen zu können.
Auch hier bei uns war die Hilfsbereitschaft groß, berichtet Andreas Neukirchner, so spendete der benachbarte Edeka-Markt-Schwarz spontan Getränke für alle mitfahrenden Helfer, Firma Melle stellte Gummistiefel zum Einkaufspreis zur Verfügung, Autohaus Fricke steuerte 200 € Spritgeld bei und die Nordhäuser Firma MFH stellte einen Ersatzbesen für die Kehrmaschine bereit.
Auch seine eigenen Kunden zeigten Verständnis, dass die für den 13.8 eigentlich eingeplanten Termine ausfallen, bzw. verschoben wurden. Während zwar noch ein Notdienst für die Kanal-und Rohrreinigung in Bad Sachsa bereitstand, so half der Gartenbaubetrieb Klaus Albrecht aus Zorge aus, um Notdienstverträge im Tiefbau für Rohrbrüche erfüllen zu können. Richtig gerührt war Andreas Neukirchner auch von dem Angebot eines kleinen, gerade vor Corona gegründeten Reisebusunternehmens aus Osterode, der anbot Helfer ins Katastrophengebiet zu fahren. Und dies, obwohl bei ihm selbst die Einnahmen fehlen.   

Für den freiwilligen Hilfseinsatz und Bereitstellen der Fahrzeuge und Maschinen, so der engagierte Bad Sachsaer Firmenchef hat es keinerlei Entschädigung gegeben, obwohl alle eingesetzten Fahrzeuge für den Hilfseinsatz jeweils mehr als 1.100 Kilometer zurücklegten. Aber zur Hilfe der arg mitgenommenen Bevölkerung hat er es und seine Helfer gern getan! 

Text: Bernd Jackisch
Fotos: Andreas Neukirchner

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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