120 Jahre Berliner Oratorien-Chor (1904-2024)
Jubiläumsjahr u.a. mit Beethovens Missa solemnis in historisch informierter Aufführungspraxis

Foto: Foto: Mark Hunt

Der Berliner Oratorien-Chor (BOC) ist einer der ältesten Laienchöre der Stadt, hervorgegangen aus der Volkbühnen-Bewegung. Seit nunmehr 120 Jahren widmet er sich neben bekannten auch eher selten aufgeführten Werken der Chorsinfonik verschiedener Epochen und bringt auf diese Weise immer wieder interessante Fundstücke zu Gehör.

Zum diesjährigen Jubiläum startet der Chor die Saison am 19. Mai 2024 um 15 Uhr in der Berliner Philharmonie mit der Missa solemnis von Ludwig van Beethoven in historisch informierter Aufführungspraxis. Mitwirkende sind Concerto Brandenburg, der Konzertchor Schlachtensee sowie die Solisten Flurina Stucki (Sopran), Rita Kapfhammer (Alt), Ludwig Obst (Tenor) und Haakon Schaub (Bass). Das Dirigat übernimmt der langjährige Chorleiter und Komponist Thomas Hennig. Dieses Konzert wird finanziert aus Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin.

Ein weiterer Höhepunkt folgt am 29. September 2024 um 18 Uhr im Konzerthaus Berlin mit Brahms‘ Nänie und Triumphlied, Janáčeks Glagolitischer Messe sowie der Uraufführung von Ghasele von Thomas Hennig, einem Auftragswerk zum Jubiläum. Der BOC wird hier begleitet vom Konzerthausorchester Berlin. Das Jubiläumsjahr beschließt der Chor mit dem Weihnachtskonzert am 15. Dezember 2024 um 16 Uhr in der Evangelischen Auenkirche in Wilmersdorf, geboten wird Die Geburt Christi von Heinrich von Herzogenberg.

Weitere Informationen und Tickets finden Sie auf der Website des Chors sowie bei Ticketmaster, Eventim und an den bekannten Vorverkaufsstellen.

120 Jahre Berliner Oratorien-Chor – einer der ältesten Laienchöre der Stadt
Am 8.2.1904 gründeten Mitglieder der Berliner Volksbühne den „Berliner Volks-Chor“ (BVC), dessen Leitung der Initiator Dr. Ernst Zander übernahm. Anders als der Name suggeriert, standen nicht Volkslieder, sondern bühnenwirksame Werke im Zentrum des Interesses. Es war der erste Chor bestehend aus Werktätigen in Berlin, der Titel der Chorsinfonik und Oratorien mit Orchester und Solisten auf die Bühne brachte. Mangelnde musikalische Vorkenntnisse wurden durch obligatorische Vorbereitungskurse kompensiert.

Unter dem NS-Regime hatte der Chor mit zahlreichen Schikanen, Verboten und Einschränkungen zu kämpfen. Als 1933 die Mitgliedschaft des BVC im Deutschen Arbeiter Sängerbund annulliert wurde, trat der Chor dem Reichsverband der Gemischten Chöre Deutschlands bei, um weiter arbeiten zu können. Die Leitung musste Dr. Zander 1937 an Georg Oskar Schumann abgeben, da er kein Berufsmusiker war und wohl auch nicht der NSDAP angehörte. Kriegsbedingt schrumpfte der Chor und Auftritte wurden selten.
Der Wiederaufbau des BVC nach Kriegsende war geprägt durch den damaligen Vorsitzenden Otto Berndt sowie (ab 1958) durch den jungen Dirigenten Gert Sell. Ihre Arbeit erlitt durch den Mauerbau einen herben Rückschlag, da mit einem Mal 30 Mitglieder entfielen und der Kontakt zu den Mitgliedern der Ostzone abbrach.

Zu seinem heutigen Namen gelangte der Chor am 1.10.1974 durch den Zusammenschluss mit dem Berliner Oratorien-Chor, der aus dem Deutschen Philharmonischen Chor hervorging, aber nur von 1945-1963 existierte.

Inzwischen hat der BOC einen festen Platz im Konzertleben der Hauptstadt und wurde im Jahr 2004 mit der Zelter-Plakette für die Pflege der Chormusik gewürdigt. 2008 übernahm Thomas Hennig die künstlerische Leitung. Mit innovativ gestalteten Programmen und hohem künstlerischen Anspruch bleibt der Chor eine wegweisende Institution mit regelmäßigen, selbst-organisierten Auftritten in der Berliner Philharmonie und im Konzerthaus Berlin, neben zahlreichen Kooperationen und Gastauftritten. Der Chor besteht aktuell aus 84 aktiven Mitgliedern verschiedenster Hintergründe und Generationen.

Bürgerreporter:in:

Die Flüstertüte aus Berlin

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