Schmachvolle Niederlage
Russland räumt den Marinehafen Sewastopol

Ein russischer Kreuzer im Hafen von Sewastopol (Krim) | Foto: George Chernilevsky - Eigenes Werk (gemeinfrei)
  • Ein russischer Kreuzer im Hafen von Sewastopol (Krim)
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Satellitenbilder belegen, dass Russland große Teile seiner Schwarzmeerflotte aus dem Krim-Hafen Sewastopol nach Osten verlegt hat.

Seit über 100 Jahren ist Sewastopol der wichtigste Marinehafen Russlands im Schwarzen Meer und ein Prestigefaktor im Propagandakrieg. Als die Ukraine 1991 von Russland unabhängig wurde, sicherte sich Moskau den strategisch wichtigen Hafen auf der Krim extra per Vertrag. Seit Monaten aber nehmen die ukrainischen Angriffe auf Sewastopol mit Drohnen und Marschflugkörpern immer weiter zu.

Nach schweren Treffern auf ein Landungsschiff und einem Uboot sowie dem Marinehauptquartier in Sewastopol zog Moskau jetzt die Reissleine und verlegte den verbliebenen Großteil der Flotte - darunter drei U-Boote, zwei Fregatten und zahlreiche weitere Kampf- und Versorgungsschiffe- weiter nach Osten auf das russische Festland. Satellitenbilder des Anbieters Planet Labs zeigen, dass diese Schiffe der Schwarzmeerflotte mindestens seit dem 1. Oktober in den Häfen Feodossija und Noworossiysk ankern. Sie liegen 150 Kilometer, beziehungsweise. 330 Kilometer östlich von Sewastopol und damit deutlich weiter entfernt von ukrainischen Stellungen.

Nach der Versenkung des Kreuzers MOSKWA im April 2022 hatte man schon einmal kurzzeitig die Schiffe nach Noworossiysk zurückgezogen. Inzwischen aber scheint im Kreml die Erkenntnis gewachsen zu sein, die militärischen Einrichtungen auf der Krim nicht mehr effektiv zu schützen zu können.

Auch am neuen Standort Feodossija ist das eine berechtigte Sorge. Ein Satellitenbild zeigt, dass die Hafeneinfahrt mit Sperren zugestellt ist, um sich gegen ukrainische Überwasserdrohnen zu schützen. Ob die Verlegung der russischen Flotte zu Versorgungsproblemen an der Front führen wird, ist eher unwahrscheinlich, da Noworossiysk ein Hafen ist, den die russische Marine ständig nutzt und dessen Logistik funktioniert.

Der Stachel, den die Ukraine hier ins russische Fleisch bohrte, dürfte jedoch zu Reaktionen im Kreml führen. Denkbar, dass Russland alles daran setzen wird, sich den Hafen in Sewastopol zurückzuerobern. Dazu bräuchte es allerdings eine verstärkte Luftabwehr, die erst organisiert werden muss. Nicht von ungefähr wurde inzwischen eine russische S-300 Triumf- Flugabwehreinheit auf den Kurilen nördlich von Japan demontiert. Wohin die geliefert werden soll, dürfte klar sein.

Glaubt man einem Artikel der „Kyiv Post“, plant Russland einen neuen Marinehafen in Otschamtschire. Dieser Hafen gehört zur autonomen georgischen Teilrepublik Abchasien, die Russland seit 1994 besetzt hält. Abchasien bezeichnet sich als „unabhängige Republik Abchasien“, wurde aber bisher nur von vier Staaten anerkannt: Syrien, Nicaragua, Venezuela und Nauru. Sollte an dem Artikel etwas dran sein, würde Russland den Ukrainekrieg in eine neue, krisenbehaftete Region ausweiten.

Bürgerreporter:in:

Peter Gross aus Bochum

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