Starke Menschen in Bewegung, fragil im Zeitablauf.
Hubert Balze mit kraftvoller Graphik im Maskenmuseum

Aus der Erde gesehen von Hubert Balze
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Perchtenläufe, wie wir sie in Diedorf am internationalen Maskenmuseum zum Jahreswechsel abhalten, erinnern an die Verehrung der alten Göttin Persephone, die als junges energiesprühendes Mädchen, als reife Frau und als weise und sorgenvolle Behüterin der Toten den ewigen Wechsel der Jahreszeiten und Menschenalter bewahren soll. Perchtenläufe sind Bewegung, die die müde gewordene Zeit am Jahresende wieder in Schwung bringen ,den jugendlichen Frühling erwecken, die Erfüllung des Sommers, die Reife des Herbstes und das Nachdenkliche in der Winterszeit damit zum wiederholten Male einleiten sollen. Wieder ein Jahr mit all den unterschiedlichen Jahreszeiten ist vergangen, die wir gewohntermaßen mit unseren Lebensphasen und Lebenszielsetzungen gleichsetzen. Die einerseits schmerzliche Erkenntnis: „Alles fließt“, alles vergeht, wie sie Bestandteil der Lehre der meisten Philosophen wie besonders bei Heraklit und Platon war, hat ja auch gleichzeitig einen beruhigenden und mit dem letztlich dann erfüllten Lebensende auch wieder versöhnenden Aspekt: Wenn alles vergeht, dann ist ja gerade der Sinn eines sich ergebenden Neuanfangs, der dieser notwendigen Vergänglichkeit zu Grunde liegt, eine sich ewig wiederholende Konstante.

In der Graphik „Persephone“ von Hubert Balze sind die beiden Verstorbenen, langestreckt, fast ausgezehrt, aber doch standhaft…... im Weggehen. Persephone , die alte Göttin, thront stiergehörnt , erinnert an den vorgeschichtlichen Stierkult aus Knossos und Catal Hüyük. (Stier)-Opfer, Tod und Erneuerung , ein bindender Ablauf, wie er auch  in den meisten anderen Religionen dem Glauben an neues Leben Halt gibt. Erhellt die Göttin auch die dunkle Welt des Vergessens, der körperlosen Seelen, der Schattenwesen, wie sie von Homer beschrieben wird?

Hubert Balze blickt auf ein unwahrscheinlich reiches Lebenswerk zurück: Intensiv beschäftigt er sich mit komplexen Fragestellungen der modernen Kunst und bietet eine Vielzahl an Lösungen ausgereift in jedem Abschnitt seiner Werkphasen. Dann aber führt ihn seine Auseinandersetzung mit philosophischen Lebensfragen und Kunstvermittlung, die er als aktiver Kunsterzieher jeden Tag mit Schülern auf Ihre Praxisnähe überprüfen kann, immer wiederholt zu ganz neuen Aufgabenstellungen, führt in in neue Werkphasen hinein. Diese tägliche Praxis hält ihn als Künstler stets am Boden, gibt ihm andererseits aber geistigen Freiraum und erlaubt ihm ungeachtet irgendwelcher Anforderungen der Kunstvermarktung seinen künstlerischen Lebensweg Stufe für Stufe, Schritt um Schritt zu gehen. Kunst ist Bewegung , das ist Konstante.

Die Kunsthistorikerin Dr. Sylvia Jäkel zur Serie Fragile:
"Viel früher als geschehen, sollte die Serie der Profanen Reliquiare beendet und eine neue Werkphase eingeleitet werden. Das Oeuvre hat sich gewissermaßen verselbstständigt und leistet mir heftigen Widerstand, stellt Hubert Balze angesichts der Verzögerung fest.
Nach seinen großen Bildensembles „Ahrendsee“ oder auch „Souvenir de Jeanne“, entschließt sich der Künstler zu einem Kompromiss: Er kombiniert seine Bildobjekte mit fragilen Figuren. Ein wenig an die schlanken Gestalten Alberto Giacomettis erinnernd, sind die dünnbeinigen Figuren ohne Gesichtszüge und ohne Arme von frühzeitlichen Menschdarstellungen aus den Schluchten Nordspaniens abgeleitet."

Hubert Balze ist mein ehemaliger Kunstlehrer, der mich am Gymnasium St. Anna in das Wesen der Modernen Kunst und die Kunst des mit den Sinnen Erlebens eingeführt hat. Ich habe die Ehre, seine graphischen Arbeiten der Serie Fragile und zwei Plastiken ab dem 1. Mai in unserer Künstlerhof-Galerie am Maskenmuseum auszustellen.

Hubert Balze selbst sagt zu dieser Serie:
"An diesen gesichtslosen, aber sehr bewegten, aktiven Gestalten hat mich wie bei den Profanen Reliquiaren die Nachricht vom Leben fasziniert. Diese Gemeinsamkeit rechtfertigt für mich die Verbindung zu dieser Serie.
Die Fragilen sollen als Zeichen eines sehr abstrakten Menschenbegriffes stehen: Gerade noch erkennbar und ohne ausgeprägte Individualität drücken sie nur Grundbewegungen und mit der Körperhaltung nur einfachste Stimmungen aus. Besonders das Laufen symbolisiert Zeit. Im Deutschen gibt es den Begriff „Zeit-Ablauf“, das kommt der Wirkung dieser Fragilen sehr nahe. Damit ausgestattet ordnen sie die naturalistisch abgebildeten Menschen von den alten Fotos in ihrer Zeitlichkeit wie Überzeitlichkeit ein."

Die Vernissage der Ausstellung: „Hubert Balze : Fragile“ findet am 1. Mai um 14.00 Uhr im Rahmen des Künstlerfestes am Haus der Kulturen statt. Der Künstler ist anwesend, die Einführung hält unser Schirmherr M.d.L. a. D. Max Strehle . Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Copyright und weitere Infos: https://www.hubert-balze.de/

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

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