Die Wende 1989
Nur Unverbesserliche wünschen sich die DDR zurück

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Erst heute, nach sieben Jahren, lese ich einen Artikel von Norbert Höfs in myheimat. Und ich bin erstaunt. Und Wessi. Das Wort empfinde ich genauso wenig abträglich oder beleidigend wie Ossi. Das hat sich eben so eingebürgert. Und ich bin kein Politiker. Wäre ich das gewesen in der Vergangenheit, wäre mir wahrscheinlich manches Negative erspart geblieben. Ich habe den Bericht an Norbert hier ein wenig abgeändert. Aber nur wenig. Das vorweg.

In gewisser Weise kann ich ja seinen Frust verstehen, und ich stimme  zu, wenn unterschwellig dargestellt wird, dass finanzkräftige Kreise aus dem Westen die Wendesituation für sich ausgenutzt haben. Er schreibt zwar, dass die meisten die DDR nicht wiederhaben wollen, doch auch davon, welch großer Mangel an allem herrschte und man jemanden kennen musste, der jemanden kennt, der auch jemanden kennt, der etwas besorgen kann. Es wird niemand behaupten können, dass das gesunde und gar wieder erstrebenswerte Verhältnisse sind und waren.
Liest sich aber doch so, als wenn die DDR noch immer erstrebenswert wäre.
Aber es ist immer so: Wo Mangel herrscht, wird gekungelt und unter dem Tisch gehandelt. Das war im Westen genauso zur Währungsreform 1948. Plötzlich war Ware vorhanden, an die man zuvor nur durch Beziehungen und Tauschhandel kam.
Und ja: Wo Mangel herrscht, da steht man im Allgemeinen zusammen und macht aus Sch ... Rosinen. Das ist selbst in Afrika so. Und wenn es den Leuten dann besser geht, ist die Nachbarschaftshilfe vergessen, und jeder protzt mit dem, was er erreicht hat. Das ist leider ein menschliches Problem, überall auf der Welt.
Doch weshalb schreibt er von Feindlicher Übernahme? Ich habe mit eigenen Augen direkt nach der Wende den maroden Zustand der ostdeutschen Gebiete gesehen, und da kann niemand behaupten, dass unter den Umständen ein zuträgliches Leben möglich und erstrebenswert war. Als Erstes wurden doch vernünftige Straßen gebaut, denn funktionierende Infrastruktur ist allemal die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.
Es ist nicht alles glatt gelaufen, doch die massenhaften Betriebsschließungen und damit verbundenen Entlassungen waren doch das Resultat des Systems. Das lag keinesfalls an den Mitarbeitern. Die wären genauso befähigt wie die Westdeutschen, doch sie hatten nicht die Möglichkeiten wie diese.
Weshalb nicht Nostalgie, wenn man an den Sachen hängt und damals dafür gekämpft hatte, um einen Trabant oder Trabbi nach zehn Jahren endlich freudestrahlend zu bekommen. Oder Tapeten und Mauersteine. Aber auch dann wahrscheinlich nur deshalb, weil man Beziehungen hatte. Das ist doch kein erstrebenswertes System, und daran, an der Planwirtschaft, ist letztlich die DDR zugrunde gegangen. Und leider: Der Trend dahin ist wieder erkennbar, mit dem Hang zur überbordenden Bürokratie. Das ist nicht gesund.
Ich habe es, als Wessi und Entwicklungshelfer in Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken selber erlebt, wie hemmend es ist, wenn man nur für die Ausgabe eines Werkzeugs oder erforderlichem Material Zettel ausfüllen musste und dann zu warten hatte, bis es kam. Oder wenn überhaupt keine Ersatzteile vorhanden sind und deshalb auch die Arbeiten ruhen mussten. Das war Leerlauf und kostet.
Und es wird, bei aller Liebe und Erinnerung an Nostalgie, niemand mehr in Trabbis oder alten Eisenbahnen fahren wollen. Ich persönlich mag auch Dampflokomotiven, aber täglich damit zur Arbeit fahren, ist in Keines Sinne.
Und deshalb lässt sich nicht verstehen - auch bei Kritik an den überbordenden kapitalistischen Strukturen - wenn, besonders im Osten, doch nicht nur dort, die Rückkehr nach eben diesen vergangenen Verhältnissen gewünscht und gefordert wird. Es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass trotz aller Mängel im System - denn eine soziale Marktwirtschaft haben wir leider auch nicht mehr -, das westliche Wirtschaftssystem doch das Bessere ist. Und wenn dann noch ein Unmensch wie der Putin behauptet, in der Ukraine Nazis bekämpfen zu wollen und dabei in Wirklichkeit das ganze Land von der Landkarte löschen will und somit sein eigenes Territorium, nur aus Machtstreben, vergrößern will, wo es doch so schon das flächenmäßig größte Land der Erde ist, kann dem nur widersprochen und leider mit Waffengewalt widerstanden werden.
Nur widerwärtige Machtmenschen sind in der Lage, Wohnungen, Krankenhäuser, Frauen und Kinder und ganze Infrastrukturen in Schutt und Asche zu legen. Putin ist der zweite Hitler. Da beißt keine Maus den Faden ab. Und da hilft auch keine Verhandlungsbereitschaft, denn die muss auf beiden Seiten vorhanden sein.
Ob diese Worte nach so langer Zeit den richtigen Adressaten finden ? Aber ich musste sie mir mal von der Seele schreiben. Der Anlass lässt sich nachlesen auf myheimat Oldtimertreffen 2017 Schwerin.

Bürgerreporter:in:

HanS SachS Autor aus Lübberstedt

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